Was sind Antibiotika?

Du kennst Antibiotika wahrscheinlich als Medikament aus der Apotheke. Antibiotika helfen ausschließlich gegen bakterielle Erkrankungen. Die Entdeckung des Penicillin (das erste Antibiotikum) war eine Revolution in der Medizin und hat vielen Menschen das Leben gerettet.

Was ist bei der Einnahme von Antibiotika zu beachten?

Antibiotika sind in Deutschland verschreibungspflichtige Medikamente. Medizinisches Fachpersonal entscheidet also, ob bei einer Infektion eine Behandlung mit Antibiotika notwendig ist. Halte dich dann an die mit deinen Ärzt:innen vereinbarte Einnahmezeit. Beachte auch, dass Antibiotika am besten mit Wasser eingenommen werden. Kaffee, Tee oder Milch können die Aufnahme im Körper manchmal erschweren.

Nimm Antibiotika nicht eigenmächtig ein. Denn nicht hinter jeder Infektion stecken Bakterien. Auch Viren können Infektionskrankheiten verursachen, zum Beispiel die Grippe. Und gegen Viren helfen Antibiotika nicht.

Viren sind im Gegensatz zu Bakterien keine Lebewesen, sondern nur infektiöse Partikel, die sich ohne einen Wirt wie den Menschen gar nicht vermehren können. Es gibt viele Wege, wie Antibiotika das Wachstum von Bakterien verhindern oder diese töten. Das funktioniert aber nur bei Bakterien und nicht bei Viren. Bei Grippe- und anderen Virenerkrankungen helfen also keine Antibiotika!

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Selbst wenn Antibiotika gar nicht helfen können (wie bei einer Virusinfektion), erwarten Patient:innen oft, dass ihre Ärztin oder ihr Arzt ihnen ein Antibiotikum verschreibt. Erhebungen von Krankenkassen haben ergeben, dass Antibiotika oft unnötigerweise verschrieben werden. Wenn das der Fall ist, richten sie mehr Schaden an, als dass sie helfen, denn immer wenn wir Antibiotika verwenden, begünstigen wir die Evolution und Ausbreitung von Resistenzen. Am Ende kann das dazu führen, dass Antibiotika ihre Wirksamkeit komplett verlieren.

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Bei Kinderkrankheiten, die durch Viren verursacht wurden, werden  Antibiotika präventiv verschrieben, um Superinfektionen – also Infektionen mit Viren und Bakterien zur gleichen Zeit – zu verhindern. Das Risiko von schweren Erkrankungen ist für Kinder besonders groß, daher raten Ärzt:innen zu Antibiotika, auch wenn (noch) keine bakterielle Infektion vorliegt.

In Deutschland sind Antibiotika nur auf Rezept erhältlich. In anderen Ländern kann man sie in der Drogerie kaufen. Da sie dann oft falsch verwendet werden, braucht es mehr Aufklärung über die Risiken von Medikamentenmissbrauch.

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Die Entdeckung des Penicillin

Im Jahre 1928 entdeckte Alexander Fleming Antibiotika durch einen Zufall. Zu jener Zeit arbeitete der Mediziner und Bakteriologe mit Bakterien der Gattung Staphylokokken. Einige Platten mit wachsenden Kulturen ließ Alexander Fleming über einen Urlaub im Labor liegen. Als er zurückkam, entdeckte er eine Pilzkontamination auf einer der Platten und stellte fest, dass in der Umgebung des Pilzes keine Bakterien gewachsen waren. Diese Beobachtung ließ ihn darauf schließen, dass der Pilz eine Substanz abgeben muss, welche die Bakterien in unmittelbarer Nähe am Wachsen hindert.

Später identifizierte er diese Substanz als das Antibiotikum Penicillin und erhielt dafür 1945 den Nobelpreis. Seit der Entdeckung des Penicillins wurden weitere Moleküle mit ähnlichen Wirkungen gefunden, diese werden als natürliche Antibiotika zusammengefasst. 

Ursprünglich stammen Antibiotika von Mikroorganismen selbst. Diese produzieren und nutzen Antibiotika, um ihrer Konkurrenz zu schaden. Basierend auf diesen natürlich vorkommenden Antibiotika wurden neue Abwandlungen hergestellt und heutzutage werden Antibiotika hauptsächlich chemisch synthetisiert. Aufgrund ihrer molekularen Struktur und Wirkungsweise lassen sie sich in Antibiotikaklassen einteilen.

Quelle: Cecchini, Michele et al. “ANTIMICROBIAL RESISTANCE IN G7 COUNTRIES AND BEYOND: Economic Issues, Policies and Options for Action.” (2015)

Hast du schon mal was von Phagentherapie gehört? Phagen sind Viren, die nur Bakterien angreifen. Sie erkennen spezifisch Bakterien, vermehren sich in ihnen und bringen sie dadurch zum Platzen. In vielen Osteuropäischen Staaten werden bakterielle Infektionen schon lange mit der Phagentherapie behandelt.

Ein Nachteil ist allerdings, dass die geplatzten Bakterien viele Toxine freisetzen können, die das Immunsystem belasten. In Deutschland und anderen Ländern hat man sich bisher auf Antibiotika verlassen, die viel breiter eingesetzt werden können. Eine Herausforderung für Antibiotika sind allerdings Resistenzen.

Sie greifen in unterschiedliche Stoffwechselabläufe von Bakterien ein. Einige Antibiotika wie Penicillin blockieren den Aufbau der Zellwand und verhindern so, dass sich die Bakterien teilen und vermehren können. Andere Antibiotika stören die Proteinbiosynthese, also die Herstellung von Proteinen in der Zelle, die dringend zum Überleben gebraucht werden. Antibiotika können die Bakterien auch daran hindern, ihre DNA zu vervielfältigen. Die Verdopplung der DNA ist notwendig, um die Erbinformation bei der Zellteilung an beide neuen Zellen weiterzugeben.

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