Was sind Antibiotika-Resistenzen?

Manchmal wirken Antibiotika gegen bestimmte Bakterien plötzlich nicht mehr. Diese Bakterien sind dann gegen dieses Antibiotikum resistent. Dies passiert ständig und ist ein natürlicher Prozess mit dem sich Bakterien an ihre Umwelt anpassen. Durch den erhöhten Gebrauch von Antibiotika steigen die Resistenzen jedoch extrem schnell an.

Wie entstehen Resistenzen?

Bakterienpopulationen sind sehr vielfältig. Einige Bakterien bringen natürliche Resistenzen gegen Antibiotika mit und andere können sie durch zufällige Mutationen erwerben. Wenn eine Bakterienpopulation mit einem Antibiotikum in Kontakt kommt, sterben alle nicht-resistenten Bakterien. Bakterien mit Resistenzgenen überleben, breiten sich aus und bilden eine neue Bakterienpopulation.

Was ist das Problem?

Wenn Resistenzen gegen Antibiotika sehr häufig auftreten, wirken die Antibiotika nicht mehr. Das ist ein Problem für die Medizin, denn wir brauchen Antibiotika dringend bei der Behandlung von bakteriellen Infektionen oder präventiv zum Beispiel in der Krebstherapie. Modelle sagen voraus, dass ab dem Jahr 2050 jährlich mehr als 10 Millionen Menschen durch Infektionen mit resistenten Bakterien sterben. Das sind mehr Menschen als Tote durch Krebserkrankungen.

Warum gibt es auf einmal so viele Resistenzen?

Wie kommt es dazu, dass sich die Resistenzen so schnell ausbreiten? Dafür sind wir mitverantwortlich. In den letzten Jahrzehnten wurden Antibiotika nicht nur im klinischen Bereich eingesetzt, sondern auch in Landwirtschaft oder in Fischfarmen. Dadurch sind viele Rückstände in der Umwelt gelandet und Bakterien sind ständig mit Antibiotika in Kliniken oder der Umwelt in Kontakt gekommen. Das sorgte für einen Selektionsdruck: Resistente Bakterien sind unter diesen Bedingungen einfach fitter und breiten sich aus.

DIGGI SPARS DIR

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In Zukunft könnte die Sorge, sich mit einer Blasenentzündung anzustecken, noch berechtigter sein, befürchten Forschende des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung an der Universität Gießen. Denn in Deutschland breitet sich ein multiresistenter Stamm des Darmkeims E. coli rasant aus, einer der häufigsten Erreger von Harnwegsinfektionen.

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good to know

Aktuell steht uns nur ein begrenztes Kontingent an Antibiotika zur Verfügung. Vielen Firmen fehlt für die Antibiotikaentwicklung der Anreiz. Auch deshalb ist es so wichtig, gewissenhaft mit den vorhandenen Antibiotika umzugehen. Wenn Antibiotika richtig und in geringen Maßen verwendet werden, können Resistenzbildungen verlangsamt werden. Mit alternativen Behandlungsmethoden wie der Kombination von Antibiotika können Resistenzen ausgetrickst und ausgenutzt werden.

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Das Auftreten von Resistenzen ist ein natürlicher Prozess und dagegen können wir leider nichts machen. Aber wir können Maßnahmen ergreifen, um die Verbreitung der Resistenzen zu verlangsamen. Ganz entscheidend ist dabei, den Antibiotikakonsum zu reduzieren. 

Da wir nie ohne Antibiotika-resistente Bakterien leben werden, sollten wir uns Gedanken machen, wie wir die verfügbaren Antibiotika sinnvoll einsetzen können. An neuen Therapieansätzen forscht eine Arbeitsgruppe in Kiel.

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Was kann man gegen Resistenzbildung tun?

Tode verursacht durch resistente Bakterien pro 1.000 Einwohner.
Quelle: Prognose für 2050. WHO, The Review on Antimicrobial Resistance, 2014

AUFS MAUL

Postkarte Vorderseite Aufs Maul

Antibiotika zerstören Bakterien auf unterschiedliche Art und Weise. Einige Antibiotika verhindern die Fortpflanzung von Bakterien. Andere töten diese zum Beispiel durch Destabilisieren ihrer Zellwand. Dann platzen die Bakterien.

Auf der Vorderseite sieht man wie ein Bakterium Antibiotika aufgenommen hat (rechts), die Zellwand kaputt geht (Mitte) und das Bakterium zerstört wird (links).

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good to know

Das erste entdeckte Antibiotikum Penicillin sorgt dafür, dass die Zellwand einiger Bakterien nicht stabil aufgebaut werden kann. Es blockiert ein Enzym, dass Quervernetzungen in der Bakterienzellwand aufbaut. Wenn die Zellwand instabil ist, können sich die Bakterien nicht teilen und vermehren.

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